8 - Solidarische Parallel- und Alternativgesellschaften. Robert Guédiguians Marseille, Paola Randes Neapel [ID:7269]
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Dieser Audiobeitrag wird von der Universität Erlangen-Nürnberg präsentiert.

Vielen, vielen herzlichen Dank für die Einladung und die opulente Vorstellung. Im Hinblick auf das

Thema Stadt ist schon ganz am Anfang der Vorlesung einiges gesagt worden. Also ich

glaube mir nur über das Stream kann man sich ein paar von den Einheiten anschauen, unter anderem

von Wolf-Titer Buchhoff aus einer soziologischen Perspektive. Also die Frage der Problematisierung

des Begriffs Parallelgesellschaft spricht, dass das sozusagen oft halt eben eine Form von Konstrukt

ist, die auch gesellschaftlichen Realitäten entgegensteht und dass es dazu auch alternative

Konzepte gibt wie inclusive city oder ähnliche Dinge, mit denen man sozusagen die sozio-kulturellen

Prozesse, die in Städten ablaufen, auf eine andere Art und Weise umschreiben kann. Unser

Ausgangspunkt heute oder mein Ausgangspunkt heute ist im Rahmen eines Blicks auf die Filmstadt Marseille,

vor allem die Frage räumlich politischer und sozio-kultureller Aus- und Abgrenzungsprozesse,

das heißt eine Perspektive, die Inklusivität und Vielfalt in erster Linie oder nicht ausschließlich

im Hinblick auf eine ethnische Fokussierung oder eine ethnozentristische Fokussierung verfasst,

sondern eben genauso soziale sozio-kulturelle Formen der Abgrenzung und Ausgrenzung betrachtet.

Ich werde es in drei Schritten machen. Ich werde kurz zur Stadtgeschichte, zur topografischen

Verfasstheit von Marseille was sagen, damit man sich ungefähr was vorstellen kann, an was sozusagen

diese Filmemacher dann anknüpfen und kommen dann auf zwei Beispiele von den 1980er bis 2000er Jahren

zu sprechen. Zwei Filmemacher, die sich in Marseille auch verortet haben, nämlich René Alliot und

Robert Gedeion. Marseille ist ein Typus von Stadt, denn der Stadtforschung in den letzten Jahren von

Historikerinnen unter anderem wie Meiken Umbach immer wieder als Second City verfasst worden ist.

Was ist damit gemeint? Second City als eine Form von aufstrebender Stadt, ab circa eine halbe

Million Einwohner, die städtebaulich, ökonomisch, kulturell, literarisch lange im Schatten der

Metropolen gestanden sind, also im Fall von Frankreich Marseille im Schatten von Paris und Lyon,

die aber in den letzten Jahrzehnten zunehmend junge, mobile und kreative Milieus anziehen,

in einer Zeit, in der die alten Metropolen einerseits zum Teil unleistbar geworden sind

und zum anderen Seite auch an Dynamik und Freiraum verloren haben. Oft handelt es sich bei dieser

Kategorie um ehemalige Industrie- und Hafenstätten, die in den letzten Jahren sozusagen über die

Rausverlagerung der Hafenlandschaft oder einfach die Schließen so vieler Depots nochmal sozusagen

immobilienfrei geworden sind und in dem Prozess, der so allgemein unter dem Schlagwort der

Gentrifizierung gefasst wird, sozusagen eine neue ökonomische und kulturelle Dynamik entwickelt haben.

Ganz prominent, ich habe es hier unten nur erwähnt, hat es mal eine Titelseite vom Spiegel gegeben,

die diesbezüglich von Stätten, die sexy sind, gesprochen hat und es eben genau auf diese Kategorie

von Städten zielt, die in den letzten Jahren eben auch kulturell, auch touristisch angezogen haben.

Damit sind diese Formen von Städten der Second Citizen natürlich einerseits Städte, die sozusagen

ein alternatives Potenzial bieten, aber gleichzeitig auch ganz paradigmatische Orte eben der

Gentrifizierung, der Immobilien-Spekulation, der sozialen Segregation, also einer zunehmenden

Verdrängung prekärer Milieus von Migrationsmilieus, aber nicht nur Migrationsmilieus, eben aus

zentralen Zonen der Innenstadt. Marseille ist in dem Fall, insofern ein Sonderfall, wenn man

sie jetzt mit Barcelona oder Amsterdam oder solchen Städten vergleicht, dass es einerseits,

es war eine Stadt ist, die so knapp eine Million Einwohner umfasst, 855.000 als Stadt, das was man

dann als Regio Métropolitaine bezeichnet, knapp eineinhalb Millionen, also da zählt dann aber

schon Urbagne und diese umliegenden Orte dazu. Es ist mit 35 Kilometer Ufer und 24 Kilometer Rede

hat es ungefähr die gleiche Fläche wie Paris, wird aber immer wieder als eine Stadt bezeichnet,

die eigentlich aus lauter kleinen Vierteln besteht, die sozusagen von extremer Modernität bis zu

ganz archaischen Formen sozusagen einen Zusammenschluss bildet, der gar nicht als

eine Stadt an sich gefasst wird, zumindest von den Bewohnerinnen, die sich oft viel stärkere

subregional verorten hat. Wichtig im Vergleich des Französischen Kontextes zu sehen, dass wenn

man in Frankreich allgemein von Bonn-Lieu-Kultur oder von explodierenden Vorstädten entspricht,

dass in Marseille deutlich anders ausschaut, weil man aufgrund dieser Hafenanlage natürlich

keine klassische Zentrum-Peripherie-Struktur hat, also in der mittenen Stadt und außen rundrum die

Presenters

PD Dr. Daniel Winkler PD Dr. Daniel Winkler

Zugänglich über

Offener Zugang

Dauer

01:28:16 Min

Aufnahmedatum

2017-01-10

Hochgeladen am

2017-01-21 18:41:38

Sprache

de-DE

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